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Hier steht in Textform das gleiche was, Sie auch als pdf sowie Broschüre über (www.lilly-pharma.de) beziehen können !!
(hier downloden)
ADHS bei Erwachsenen
Sichtweisen und Empfehlungen
Liebe Leserinnen und Leser,
möglicherweise wurde bei Ihnen oder einer
Ihnen nahestehenden Person die Diagnose ADHS
(Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung)
festgestellt.
Mit den nachfolgenden Sichtweisen und Empfehlungen
namhafter Experten zum Thema „ADHS bei
Erwachsenen“ möchten wir Sie gerne auf Ihrem
Weg begleiten, die Diagnose besser zu verstehen
und damit umzugehen.
Die Firma Lilly, eines der führenden forschenden
Pharmaunternehmen, hat das Ziel, Sie dabei zu
unterstützen, die ADHS-Symptomatik in allen
Lebensbereichen in den Griff zu bekommen.
Dieser Ratgeber wurde in Zusammenarbeit mit
renommierten, auf ADHS spezialisierten Ärzten und
Institutionen erarbeitet und soll Ihnen, auch im
Gespräch mit Ihrem behandelnden Arzt oder
Therapeuten, behilflich sein.
Weitere Informationen erhalten Sie auch im Internet
unter www.info-adhs.de
Ihr Lilly-ADHS-Team
[3]
Autoren
Professor Dr. med. Michael Rösler
Universitätskliniken des Saarlandes –
Neurozentrum
Institut für Gerichtliche Psychologie
und Psychotherapie
66421 Homburg/Saar
Dr. med. Dipl.-Psych. Barbara Alm
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI)
Mannheim
J5
68072 Mannheim
Dr. med. Sabine Krämer
Fachärztin für Psychiatrie und
Psychotherapie
Lessingstraße 8
60325 Frankfurt/Main
Was ist ADHS? 7
Wie äußert sich ADHS? 13
Was sind die Ursachen der ADHS? 17
Wie wird ADHS bei Erwachsenen diagnostiziert? 19
Wie kann sich ADHS auf das Leben auswirken? 27
Wie wird ADHS behandelt? 31
Psychotherapeutische Strategien 39
ADHS bei Erwachsenen aus
Sicht der Krankenkassen 44
Wie kann ich mir im Alltag selbst helfen? 47
Wo kann ich mehr zu ADHS erfahren? 50
Gibt es kritische Fragen zu ADHS? 52
Literatur 54
[5]
Was ist ADHS?
Dr. med. Dipl.-Psych. Barbara Alm
Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung
(ADHS) ist gekennzeichnet durch eine verminderte
Aufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität.
Dies sind die so genannten Kernsymptome von
ADHS. Es wird heute angenommen, dass dem eine
gestörte Informationsverarbeitung in bestimmten
Hirnregionen zugrunde liegt, die für die Verhaltensund
Gefühlssteuerung zuständig ist.
V
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AufmerksamkAufmerksamkeit,
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Impulsivität
ImpulsivitätImpulsivität
Noch vor wenigen Jahren galt ADHS nur als eine
Erkrankung im Kindes- und Jugendalter. Erst in
jüngster Zeit wurde bekannt, dass die Symptome
auch bis ins Erwachsenenalter bestehen bleiben
können. Derzeit wird die ADHS im Erwachsenenalter
in der Wissenschaft intensiv untersucht.
Heute ist bekannt, dass bei ungefähr 50 % der betroffenen
Kinder die Störung nicht mit dem 18. Lebensjahr
aufhört, sondern dass sich die klinischen
Symptome – altersentsprechend verändert – bis ins
Erwachsenenalter fortsetzen.
Symptome können bis
Symptome können bisSymptome können bis
ins Erwachsenenalter
ins Erwachsenenalterins Erwachsenenalter
bes
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tehen bltehen bleiben
eibeneiben
[7]
Eine amerikanische Studie, die die Häufigkeit der
Erwachsenen-ADHS in der Allgemeinbevölkerung
untersucht hat, konnte zeigen, dass bei etwa 4 %
der Erwachsenen eine ADHS vorkommt. Im Rahmen
dieser Studie wurde auch gezeigt, dass nur ein kleiner
Teil der Betroffenen adäquate Hilfe sucht und
auch erhält. ADHS im Erwachsenenalter ist sicherlich
unterdiagnostiziert und nicht ausreichend therapiert.
Gerade im Erwachsenenalter ist die
Diagnose zeitaufwendig und erfordert eine sorgfältige
klinische Untersuchung, denn es gibt keine spezifischen
Labor-Tests für ADHS.
Erwachsene mit ADHS haben meist – wenn sie sich
bei einem Facharzt oder Diplom-Psychologen vorstellen
– eine längere Leidensgeschichte hinter
sich. Sie haben aufgrund ihrer Symptome vielleicht
ein Leben lang Probleme gehabt, aber keinen Namen
dafür gefunden. Als Kind haben die Betroffenen
vielleicht häufiger gehört: „Du bist dumm und
du bist faul.“ Dabei haben sie immer „gewollt, nur
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nicht gekonnt“. Und im späteren Erwachsenenleben
sind sie erheblich in verschiedenen Lebensbereichen
beeinträchtigt, haben Misserfolge in Schule,
Ausbildung und Partnerschaft erlebt, leiden unter
Stimmungsschwankungen und einem geringen
Selbstwertgefühl. Viele betroffene Erwachsene
schildern dieses permanente Gefühl, trotz Bemühen
keinen Erfolg zu haben und immer hinter ihren
eigenen Möglichkeiten zu bleiben.
[8]
Die Symptome von ADHS können von Person zu
Person variieren. ADHS ist nicht etwas, was man
entweder hat oder nicht hat, sondern es gibt einen
allmählichen Übergang von leichten zu starken
Symptomen. Auch sind die Symptome nicht nur
phasenweise vorhanden, sondern über die Zeit stabil,
also schon ein Leben lang, seit der Kindheit,
vorhanden.
Symptome sind ein
Symptome sind einSymptome sind ein
Leben lang, also
Leben lang, alsoLeben lang, also
seit der Kindheit,
seit der Kindheit,seit der Kindheit,
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Meist zeigen sich die Probleme bei der Bewältigung
von Aufgaben, die eine länger dauernde Aufmerksamkeitsspanne
erfordern, und bei der Steuerung
und Kontrolle von Gefühlen. Ferner kommt häufig
ein Gefühl der ständigen inneren Anspannung und
des Nicht-zur-Ruhe-kommen-Könnens hinzu. Wenn
Symptome der Aufmerksamkeitsstörung allein vorkommen,
wird eine ADHS vom unaufmerksamen
Typ diagnostiziert, wenn Hyperaktivität und Impulsivität
dazukommen, spricht man vom kombinierten
Typ. Mit zunehmendem Alter verändern sich die
Kernsymptome in ihrer Ausprägung, die Aufmerksamkeitsstörung
bleibt in der Regel bestehen, während
die Hyperaktivität und Impulsivität oft geringer
werden. Bei einem Teil der Erwachsenen lag ADHS
in der Kindheit in deutlicher Ausprägung vor, im
Erwachsenenalter zeigen sich dann aber nur noch
einige Symptome, und die Alltagsbewältigung ist
weniger eingeschränkt.
Der Verlauf von Erwachsenen-ADHS kann unter
[9]
schiedlich sein: 30 % der Erwachsenen zeigen ein
gutes Funktionsniveau, 50 bis 60 % der Erwachsenen
haben Schwierigkeiten in den Bereichen Auf-
Der V
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Erwachsenen-
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ADHS kann
ADHS kannADHS kann
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merksamkeit, motorische Hyperaktivität, Impulsivität
und in sozialen Interaktionen, die dann in Ausbildung,
Beruf und Beziehungen zu Problemen führen
können. Ein kleiner Teil der Erwachsenen (10 bis
15 %) mit stark ausgeprägter Hyperaktivität hat
weitere psychische Probleme und kann auch dissoziales
Verhalten zeigen.
Insgesamt haben Erwachsene mit einer nicht behandelten
ADHS im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen
deutlich mehr Probleme in Ausbildung,
Beruf, Partnerschaft und sozialen Beziehungen.
Dies konnte eine große amerikanische Studie zeigen.
Andere Studien zeigen weiter, dass ein erhöhtes
Risiko besteht, an einer weiteren psychiatrischen
Erkrankung wie Depression, Angst oder einer
Aber ADHS
Aber ADHSAber ADHS
hat nicht nur
hat nicht nurhat nicht nur
negativ
negativnegative Seiten
e Seitene Seiten
Persönlichkeitsstörung zu erkranken oder eine Drogen-
und/oder Alkoholabhängigkeit zu entwickeln.
Aber ADHS hat nicht nur negative Seiten. Personen
mit ADHS sind oft sehr begeisterungsfähig, haben
[10]
viel Energie, sind offen für Neues und sind häufig
sehr kreativ. Und sie sind oft beliebt, verhalten sich
sensibel und hilfsbereit, haben große Begabung
zum „Multitasking“ und zur Improvisation.
Im Kindesalter sind Jungen dreimal häufiger betroffen
als Mädchen, für Erwachsene gibt es bezüglich
der Geschlechterverteilung noch keine genaueren
Aussagen. Über den Verlauf von ADHS im höheren
Lebensalter, ist in der Wissenschaft noch wenig
bekannt.
Viele andere Fragen sind ebenfalls noch offen. Ist
ADHS heute häufiger als früher oder wird in den
Medien mehr und besser informiert, so dass auch
Erwachsene Hilfe suchen?
Wir haben heute bessere diagnostische Möglichkeiten,
und auch in der Therapie zeigen sich Fortschritte.
Daraus ergeben sich Chancen, die Symptome
zu verringern. Dies wiederum hat häufig die
Konsequenz, dass Erwachsene mit ADHS besser
umgehen können und ihre Lebensqualität und
Lebenszufriedenheit steigt.
[11]
Wie äußert sich ADHS?
Dr. med. Dipl.-Psych. Barbara Alm
Die Symptome von ADHS, die sich im Erwachsenenalter
zeigen, bestehen immer seit der Kindheit und
betreffen die so genannten Kernsymptome Aufmerksamkeit,
Hyperaktivität und Impulskontrolle. Rasche
Stimmungsschwankungen und Organisationsprobleme
können dazukommen. Die Symptome im Erwachsenenalter
verändern sich in ihrer Art und
Ausprägung im Vergleich zu denen bei Kindern und
Jugendlichen. So kann z. B. der ausgeprägte motorische
Bewegungsdrang im Kindesalter sich im
Erwachsenenalter zu einer ständig vorhandenen
inneren Unruhe entwickeln.
Folgende Kernsymptome werden im Erwachsenenalter
beschrieben:
Aufmerksamkeitsstörung
Das Hauptproblem liegt in der Schwierigkeit, längere
Zeit bei einer Sache, Tätigkeit oder Aufgabe zu
bleiben, wichtige Punkte auszuwählen und Ablenkungen
zu minimieren. Nach ein paar Minuten schon
kann Langeweile aufkommen. Wenn die Tätigkeit
wenig anregend ist, können die Personen abwesend,
verträumt, wenig ausdauernd und unorganisiert
wirken. Sie neigen dazu, sich zu verzetteln,
mehrere Tätigkeiten anzufangen und keine zu Ende
zu bringen. Der Arbeitsstil ist ineffizient, langsam
und desorganisiert. Arbeit kann häufig in der zur
Verfügung stehenden Zeit nicht erledigt werden.
Ferner kommt das Vergessen von Terminen, Vereinbarungen
und Alltagsutensilien hinzu. Es bestehen
Probleme, ein Buch zu lesen und im Studium, in
Konferenzen und in Besprechungen zuzuhören. Die
[13]
Organisation des Alltags und planvolles Vorgehen
gelingen nicht, und der Überblick geht verloren.
Jedoch kann bei entsprechendem Interesse oder
Anregungen die Aufmerksamkeit völlig ungestört
sein. Dieses Verhalten wird gerade in sozialen
Situationen vom Partner, der Familie, Freunden
oder Kollegen nicht verstanden.
Hyperaktivität
Personen mit Hyperaktivität scheinen immer in Bewegung
zu sein. Sie wirken unruhig, zappelig, ruhelos.
Sie berichten von innerer Anspannung und dem
Gefühl, getrieben zu sein. Trommeln auf die Tischplatte
oder Wippen mit dem Fuß kann vorkommen.
Still zu sitzen fällt ihnen schwer, und sie können
ununterbrochen reden. Das Bedürfnis nach permanenter
Bewegung kann sich in vermehrten sportlichen
Aktivitäten äußern, bis hin zur Ausübung von
Extremsportarten.
Impulsivität
Impulsive Personen denken oft nicht, bevor sie handeln.
Sie antworten, bevor Fragen zu Ende gestellt
sind, oder machen unangemessene Kommentare,
die ihnen hinterher Leid tun. Auch neigen Erwachsene
ADHS-Personen zu unüberlegten Handlungen,
ohne die längerfristigen Konsequenzen zu beachten.
Warten fällt ihnen oft schwer, sie sind in vielen
Situationen ungeduldig.
Affektlabilität und Affektkontrolle
Einige Erwachsene berichten über rasche und als
sehr belastend wahrgenommene Stimmungsschwankungen.
Bei kleinen Anlässen zeigen sich Wutausbrüche
und verminderte Frustrationstoleranz.
[14]
ADHS zeigt nicht nur die genannten Symptome.
Häufig kommt es zusätzlich zu Einschränkungen in
vielen Lebensbereichen. Eine große amerikanische
Untersuchung an mehr als 100 Personen mit ADHS
hat detailliert untersucht, welche Funktionseinbußen
vorkommen können. So wiederholen Personen mit
ADHS häufiger als Gesunde Schulklassen und erreichen
schlechtere Schulabschlüsse. Sie fallen
häufiger durch Prüfungen. Sie beginnen Ausbildungen
und brechen sie ab; dies kann sich mehrfach
wiederholen. Der Arbeitsplatz wird häufiger gewechselt,
mehr Kündigungen werden beschrieben.
Die beruflichen Perspektiven sind häufig schlechter,
es kann zu Arbeitslosigkeit kommen. Dies alles
zeigt sich trotz ausreichender Begabung. Partnerschaften
und Ehen gehen auseinander, soziale Beziehungen
werden weniger lange aufrechterhalten.
Noch nicht ausreichend untersucht ist, wie ADHS-
Personen mit Familienaufgaben, wie Kindererziehung,
umgehen. Auch die Fahreigenschaften und das
Verhalten im Straßenverkehr sind bei einem Teil der
ADHS-Erwachsenen beeinträchtigt. So können sie
häufiger Strafzettel wegen zu schnellen Fahrens
erhalten und mehr Unfälle machen. Auch antisoziales
Verhalten wird für eine kleine Gruppe Betroffener
beschrieben. Insgesamt zeigt sich aufgrund der
häufig vorkommenden Komplikationen und Misserfolge
ein deutlich verringertes Selbstwertgefühl.
Personen mit ADHS haben auch häufiger Psychotherapien
begonnen und abgebrochen, da diese als
wenig hilfreich erlebt wurden.
ADHS-Personen können infolge der häufigen Konflikte
und Misserfolge weitere psychische Erkrankungen
entwickeln. Es wird eine erhöhte Anfälligkeit
für diese zusätzlichen Störungen diskutiert. Die
[15]
psychischen Störungen können aber auch voneinander
unabhängig auftreten. Hier zeigten Studien,
dass bei 40 bis 60 % der Betroffenen weitere, so
genannte komorbide psychische Erkrankungen be
ADHS-P
ADHS-PADHS-Per
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können inf
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Erkr
ErkrErkrankungen
ankungenankungen
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entwickentwickeln
elneln
stehen. Wichtig ist auch, dass ADHS von diesen
anderen Störungen abgegrenzt wird. Depressionen
(40 %) und Angststörungen (50 %) werden häufig
gefunden, Schlafstörungen mit verminderter subjektiver
Schlafqualität und vermehrten Einschlafproblemen
(70 %), ferner so genannte Persönlichkeitsstörungen,
die ein überdauerndes Muster an Beeinträchtigung
verschiedenster Art zeigen. Im
Moment wird viel über den Zusammenhang mit den
bipolaren Störungen und der Borderline-Persönlichkeitsstörung
diskutiert. Bei der Borderline-
Störung zeigen sich ebenfalls Stimmungsschwankungen,
und Impulse können schlecht kontrolliert
werden. Weiterhin besteht ein erhöhtes Vorkommen
von Abhängigkeitserkrankungen (30 %). Diese können
Alkohol- oder auch Drogensucht, hier insbesondere
durch Cannabis, sein.
[16]
Was sind die Ursachen
der ADHS?
Prof. Dr. med. Michael Rösler
Genetik
Bei ADHS handelt es sich um eine neurobiologische
Funktionsstörung, die durch genetische und umweltbedingte
Faktoren verursacht wird (Faraone 2004).
Im Vergleich zu anderen psychischen Erkrankungen
ist die genetische Komponente besonders ausgeprägt.
Dies trifft insbesondere auf diejenigen ADHS-
Formen zu, die im Erwachsenenalter fortbestehen.
Hier tritt ADHS meist bei mehreren Familienmitgliedern
auf. Isolierte Fälle innerhalb einer Familie sind
eher selten.
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Im VIm Ve
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genetische Komponente
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besonder
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s ausgeprägts ausgeprägt
Wurde bei einem Familienmitglied ADHS diagnostiziert,
ist das Risiko für Angehörige ersten Grades,
ebenfalls an ADHS erkrankt zu sein, um das Fünffache
erhöht. Derartige Befunde sind von praktischer
Bedeutung, weil sie Anlass geben sollten, in
Familien von Betroffenen nach weiteren Fällen zu
suchen. In der weit überwiegenden Mehrzahl scheint
eine größere Zahl von Genen an der Krankheitsverursachung
beteiligt zu sein. Nicht immer sind diese
Gene spezifisch für die ADHS, einige sind auch bei
[17]
anderen psychischen Krankheiten nachgewiesen
worden.
Als gesichert gilt heute, dass es genetisch bedingte
ADHS-Subtypen gibt, z. B. die Kombination ADHS
und Störungen des Sozialverhaltens oder ADHS mit
depressiven Störungen.
Neurotransmitter des Gehirnes
Eine Reihe von genetischen Untersuchungen hat
gezeigt, dass bei ADHS Gene beteiligt sein könnten,
die neuronale Systeme beeinflussen. In diesen Systemen
stehen die Neurotransmitter Dopamin und
Noradrenalin im Vordergrund. Aus Kenntnissen
über die Wirkweise von Medikamenten, die sich bei
ADHS als effizient erwiesen haben, leitet man die
Hypothese ab, dass neben dem dopaminergen auch
das noradrenerge Transmittersystem in das Krank
heitsgeschehen involviert ist. Die ADHS repräsentiert
nach diesen Konzepten eine komplexe Störung
der Balance und Funktion mehrerer Neurotransmittersysteme.
[18]
Hirnstruktur und Hirnfunktion
Die Hinweise auf eine Entwicklungsstörung spezieller
Hirnareale werden immer deutlicher. Übereinstimmend
sind bei Kindern und Erwachsenen Volumenminderungen
in präfrontalen Gehirnabschnitten,
den Basalganglien und im Kleinhirn beschrieben
worden. Kombiniert man die Methode der Kernspintomographie
des Gehirnes (in ihr wird das Gehirn
als Bild dargestellt) mit neuropsychologischen
Testverfahren, so erhält man Aufschluss über Funktionsmuster
des Gehirnes. Mit diesem Verfahren
konnte gezeigt werden, dass ADHS-Betroffene in
bestimmten Hirnregionen, die zum einen an der
Regulation von Aufmerksamkeitsprozessen und
zum anderen der Steuerung und Hemmung von
Verhaltensbereitschaften beteiligt sind, eine geringere
Fähigkeit zur Aktivierung besitzen. Zusätzlich
hat man festgestellt, dass z. T. andere Regionen
aktiviert werden als bei Personen ohne ADHS.
Wie wird ADHS bei
Erwachsenen diagnostiziert?
Prof. Dr. med. Michael Rösler
Die internationale Klassifikation der
Erkrankungen (ICD-10, WHO)
In der modernen Medizin werden Krankheiten nach
den Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation
(WHO) diagnostiziert, wenn typische Krankheitssymptome
in ausreichender Zahl und Ausprägung
vorliegen. Die Symptome werden von führenden
Experten aus der ganzen Welt ausgewählt, in der
Praxis hinsichtlich ihrer Eignung erprobt und in die
[19]
internationale Klassifikation der Erkrankungen
(ICD-10) – das diagnostische System der WHO – eingearbeitet.
Dadurch ist sichergestellt, dass überall
auf der Welt Erkrankungen nach identischen Maßstäben
diagnostiziert und der Behandlung zugeführt
werden.
In der modernen Medizin
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Nach der ICD-10 gibt es ADHS in zwei Varianten als:
F90.0 einfache Aktivitäts- und Aufmerksam
keitsstörung
F90.1 hyperkinetische Störung des Sozial
verhaltens
Die einfache Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung
beinhaltet ausschließlich Symptome aus den
drei Symptomgruppen Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität
und Impulsivität. Bei der hyperkinetischen
Störung des Sozialverhaltens kommen noch andauernde
Muster aggressiven, aufsässigen und dissozialen
Verhaltens hinzu. Bei Erwachsenen wird die
letztere Kategorie nur selten gewählt, denn die Störungen
des Sozialverhaltens der Kinder und Jugendlichen
werden, wenn sie im Erwachsenenleben weiter
bestehen, als Persönlichkeitsstörungen bezeichnet.
[21]
Die ADHS-Diagnose im Alltag
In der Praxis ist beim Erwachsenen die Diagnose
ADHS weniger problematisch, wenn die Erkrankung
bereits in der Kinder- und Jugendzeit erkannt und
behandelt wurde. In diesen Fällen ist zu prüfen, in
welchem Umfang sich die Symptomatik im Erwachsenenalter
fortgesetzt und verändert hat.
Wie bei ander
Wie bei anderWie bei anderen
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können sich die
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Symptome in der
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Entwicklung wandeln
Entwicklung wandelnEntwicklung wandeln
Wie bei anderen Krankheiten auch, können sich die
Symptome in der biographischen Entwicklung wandeln.
Die ADHS eines Grundschülers sieht anders
aus als die eines 35-jährigen berufstätigen und verheirateten
Mannes. Um diesen Besonderheiten
Rechnung zu tragen, kann es ratsam sein, spezielle
Anzeichen der ADHS im Erwachsenenalter bei der
Diagnostik zu berücksichtigen. Die so genannten
„Utah-Kriterien“ von P. H. Wender (1995) beinhalten
neben den klassischen Störungsmustern Unaufmerksamkeit,
Hyperaktivität und Impulsivität noch vier
weitere Symptomgruppen, nämlich Desorganisation,
emotionale Labilität, spezielle Eigenschaften im
Sinne der leichten Erregbarkeit und Stressüberempfindlichkeit.
Die Berücksichtigung der für das
Erwachsenenalter typischen Symptome hat den
Vorteil, dass damit der Blick für spezifische Pro
[22]
bleme dieses Lebensabschnitts geschärft wird. Mit
der Bestandsaufnahme der Symptomatik des Erwachsenenalters
kann der Arzt die Entscheidung
über Art und Umfang der erforderlichen Therapie
vorbereiten.
Nicht selten kommen Patienten zur Diagnostik, bei
denen die Diagnose in der Kindheit und Jugend
nicht gestellt wurde, obwohl sich aus dem Bericht
der Betroffenen ergibt, dass eine entsprechende
Symptomatik vorhanden gewesen sein könnte. In
diesen Fällen gestaltet sich das diagnostische Vorgehen
schwieriger: Es genügt nicht, dass aktuell
ADHS-Phänomene nachweisbar sind, vielmehr
muss rückblickend gezeigt werden, dass bereits im
Grundschulalter typische Symptome vorhanden
waren und danach bis ins Erwachsenenalter andauern.
Darüber hinaus muss sich ergeben, dass die
ADHS in verschiedenen Lebensfeldern subjektives
Leid und Beeinträchtigungen verursachte. Eine derartige
retrospektive Symptomklärung wird erleichtert,
wenn Eltern oder andere Personen aus dem
[23]
unmittelbaren Lebensumfeld verfügbar sind, die mit
der Entwicklung der Person vertraut sind. Diese
wichtigen Informationsquellen werden nicht immer
ausreichend genutzt. Dabei wird übersehen, dass
Personen aus dem genannten Umfeld vielfach wertvolle
diagnostische Hinweise geben können. Ist eine
derartige Informationsgewinnung nicht möglich,
bleibt lediglich die systematische Befragung des
Patienten über ADHS-Symptome im Kindesalter.
Zur ADHS Diagnos
Zur ADHS DiagnosZur ADHS Diagnostik im
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Erwachsenenalter
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Zur ADHS-Diagnostik im Erwachsenenalter gehört
auch die Feststellung eventueller komorbider Leiden,
denn „ADHS pur“ ohne weitere psychische
Störungen findet man nur in seltenen Fällen. Der
Therapieplan muss auch auf die Komorbidität
Rücksicht nehmen. Die ADHS-Diagnostik stützt sich
beim Erwachsenen demnach auf folgende Schritte:
1. Nachweis der Symptomatik im Grundschulalter
2.
Beschreibung der Symptome des
Erwachsenenalters
3. Verifizierung der diagnostischen Kriterien
nach ICD-10
4. Feststellung komorbider Erkrankungen
Wer kann ADHS diagnostizieren?
Die Feststellung der ADHS beim Erwachsenen ist
eine komplexe klinische Diagnose, die vom Psychiater
[24]
oder Nervenarzt geleistet werden muss. Der diagnostische
Prozess erfordert klinische Erfahrung
und genaue Kenntnis des Krankheitsbildes im Er-
Die ADHS-Diagnose
Die ADHS-DiagnoseDie ADHS-Diagnose
is
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Spezialis
SpezialisSpezialisten
tenten
wachsenenalter, denn die zentrale Symptomatik mit
Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität
ist nur begrenzt spezifisch. Sie kommt auch im
Rahmen anderer schwerwiegender psychischer
Erkrankungen vor. Die ADHS-Diagnose ist daher
eine Aufgabe für Spezialisten.
Diagnostische Hilfen
Der diagnostische Prozess kann durch die Anwendung
spezieller Diagnostikinstrumente erleichtert
werden. Dabei werden Selbstbeurteilungsverfahren
von Fremdbeurteilungsinstrumenten unterschieden.
Bei Selbstbeurteilungsverfahren wird den Patienten
ein Bogen vorgelegt, der verschiedene Fragen formuliert
und an den Patienten richtet, die dieser entsprechend
den Instruktionen beantworten soll.
Im Bereich der ADHS-Diagnostik hat sich die so
genannte „Wender Utah Rating Scale“ (WURS-k,
Retz-Junginger et al. 2003) zur retrospektiven Diagnostik
kindlicher ADHS-Symptome bewährt. Mit
dem ADHS-Selbstbeurteilungsbogen (ADHS-SB,
Rösler et al. 2004) kann der Patient Informationen
liefern, ob bei ihm die diagnostischen Kriterien nach
ICD-10 vorhanden sind. Selbstbeurteilungsskalen
sind besonders ökonomisch einsetzbare Diagnostikinstrumente,
deren Anwendung für den Arzt ein
[25]
fach ist und wertvolle Informationen sichert.
Ebenfalls ökonomisch verwendbar sind Fremdbeurteilungsskalen,
die von Angehörigen oder anderen
Personen aus dem direkten Lebensumfeld ausgefüllt
werden. Für diesen Aufgabenbereich sind
ebenfalls spezielle Instrumente entwickelt worden
(CAARS, Conners et al. 1999).
Für den Arzt bestimmt sind so genannte „Ratingskalen“
(Beurteilungsskalen), die die Diagnose entsprechend
den internationalen Vorgaben sichern.
Ein derartiges Instrument ist die ADHS-Diagnosecheckliste
(ADHS-DC, Rösler et al. 2004). Mit aufwendigen
Interviews kann der Fachmann die verschiedenen
Symptomfelder spezifisch ausleuchten.
Ein Beispiel für diese speziell entwickelten Instrumente
ist das Wender-Reimherr-Interview (Rösler
at al. 2005).
Für den Gebrauch von Selbst- und Fremdbeurteilungsskalen
im Rahmen der ADHS-Diagnostik
spricht nicht zuletzt, dass diese Verfahren die Möglichkeit
der Quantifizierung der Symptomatik bieten.
Dies stellt in der Verlaufsbeobachtung bei therapeutischer
Intervention einen enormen Gewinn
dar, denn die Anwendung der Skalen kann beliebig
wiederholt werden. Die dabei erhaltenen Symptomwerte
dokumentieren, ob die Behandlung den
erwarteten therapeutischen Effekt erbrachte.
[26]
Wie kann sich ADHS auf
das Leben auswirken?
Prof. Dr. med. Michael Rösler
Menschen, die an ADHS leiden, haben ein erhöhtes
Risiko, im Laufe ihres Lebens zusätzliche psychische
Störungen zu entwickeln. Kinder mit ADHS
können Lernstörungen und neurologische Entwicklungsdefizite,
Tics und Störungen des Sozialverhaltens
aufweisen. Im Jugendalter können Probleme
mit Alkohol und Drogen dazukommen. Bei Erwachsenen
werden vielfach Persönlichkeitsstörungen,
Angststörungen, depressive und bipolare Störungen
bemerkt.
Der Bedarf an therapeutischen Hilfen ist im Vergleich
deutlich erhöht. Ein vielfach unterschätzter
Gesichtspunkt ist der ausgeprägte, über Jahrzehnte
bestehende Zigarettenkonsum vieler Betroffener,
der nicht selten aus der Erfahrung entsteht, dass
Nikotingebrauch die Symptomatik der ADHS mildern
kann. Hierdurch werden langfristig gravierende
Risiken für die Gesundheit verursacht.
Kommt es zu Unfäll
Kommt es zu UnfällKommt es zu Unfällen,
en,en,
sind Menschen mit
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ADHS häufiger
ADHS häufigerADHS häufiger
betr
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en als anderen als andere
ee
Kommt es zu Unfällen zu Hause, bei der Arbeit, in
der Schule oder bei Freizeitaktivitäten, sind Menschen
mit ADHS häufiger betroffen als andere. Vor
allem Unfälle, die zu ernsten gesundheitlichen Konsequenzen
führen, treten besonders häufig auf.
[27]
Nicht wenige Erwachsene mit ADHS berichten, dass
sie in ihrer Schulzeit durch ihre Erkrankung Probleme
hatten, konstant die erforderlichen Leistungen
zu erbringen. Vielfach wurden sie auch für ihr
Verhalten von den Lehrern getadelt. In der beruflichen
Ausbildung und später im Berufsalltag setzen
P
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den Arbeitsplatz
den Arbeitsplatzden Arbeitsplatz
sich derartige Schwierigkeiten oft fort. Personen mit
ADHS wechseln viel häufiger den Arbeitsplatz und
werden mehr als andere gekündigt. Im Vergleich
werden ihre Arbeitsleistungen vielfach schwächer
bewertet. Ganz allgemein wird beobachtet, dass
Menschen mit ADHS häufig Schwierigkeiten haben,
eine ihren Möglichkeiten angemessene berufliche
Position zu erreichen.
Im persönlichen Bereich sind ebenfalls für ADHS typische
Einschränkungen zu registrieren. Bei jungen
Erwachsenen liegt die Zahl unerwünschter Schwangerschaften
hoch, was mit der geringen Bereitschaft
zusammenhängt, sich beim Sexualkontakt zu schützen.
Eine zweite Konsequenz dieses Verhaltens ist
das erheblich erhöhte Risiko, sich eine durch
Sexualkontakt übertragene Krankheit zuzuziehen.
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häufig khäufig konfliktr
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v
vvon kurzer Dauer
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[28]
Generell sind Partnerschaften häufig konfliktreich,
weniger stabil und oft von kurzer Dauer, die Scheidungsraten
sind erhöht. Bei der Erziehung der Kinder
können zusätzliche Spannungsfelder entstehen,
die einerseits damit zu tun haben, dass Eltern mit
ADHS aufgrund ihrer Impulsivität und geringeren
Stressfestigkeit im Umgang mit Kindern weniger
belastbar sind. Andererseits leiden deren Kinder
aufgrund der genetischen Verankerung der Krankheit
ebenfalls häufig an ADHS. Damit können wechselseitig
immer neue Konfliktfelder entstehen, die
die Familien belasten.
Aus anderen sozialen Feldern werden zusätzliche
Auffälligkeiten berichtet. Im Straßenverkehr fallen
immer wieder Personen mit ADHS durch Geschwindigkeitsüberschreitungen,
Fahren ohne Fahrerlaubnis,
Fahren unter Alkoholeinfluss und eine generelle
Tendenz zur Regelüberschreitung auf.
Besonders wenn ADHS mit Störungen des Sozialverhaltens
und mit speziellen Persönlichkeitsstörungen
kombiniert ist, steigt das Risiko dissozialen
Verhaltens. Daher findet man unter jungen Männern,
die in Haft genommen werden mussten, überdurchschnittlich
viele ADHS-Betroffene.
Zusammenfassend kann man erkennen, dass Menschen,
die an ADHS erkrankt sind, häufig deutlich
erhöhte Risiken in Bezug auf zusätzliche psychische
Störungen, Gesundheitsprobleme und soziale Einschränkungen
in Kauf nehmen müssen. Die Wahrscheinlichkeit
sozialer Spannungen mit Problemen
am Arbeitsplatz, in der Ehe, in den Familien und im
Umgang mit dem sonstigen persönlichen Lebensumfeld
ist vergleichsweise hoch.
[29]
Wie wird ADHS behandelt?
Dr. med. Dipl.-Psych. Barbara Alm
Nachdem eine ADHS im Erwachsenenalter diagnostiziert
wurde, stellt sich nun die Frage nach einer
geeigneten Therapie. Heute gibt es eine Reihe von
erprobten Therapiemöglichkeiten: Hierzu gehören
u. a. Psychoedukation, Psychopharmaka oder auch
Psychotherapie, die einzeln oder auch kombiniert
(multimodale Therapie) angewandt werden können.
Insgesamt sollen die Symptome verringert und
langfristig das Selbstwertgefühl und die Lebensqualität
erhöht werden.
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Leider gibt es aber auch Verunsicherung und Meinungsverschiedenheiten
darüber, was wirklich hilft
und welche Therapien zum Einsatz kommen sollten.
Insbesondere die Psychopharmaka sind in der Diskussion.
Wichtig ist es deshalb, sich hierüber gut zu
informieren.
Die erste Frage, die sich immer stellt: Welche Therapie
ist genau für den Einzelnen die beste? In Abhängigkeit
von der Schwere der Symptomatik, den
Einschränkungen im Alltag sowie in den verschiedenen
Lebensbereichen, dem Selbstwertgefühl und
natürlich den persönlichen Wünschen sollte individuell
ein Therapiekonzept erarbeitet werden. Er
[31]
wachsene mit ADHS sollten im Verlauf der Behandlung
lernen, ADHS zu akzeptieren, mit den Symptomen
besser umzugehen, anstehende Probleme zu
bewältigen und eine zufriedenstellendere soziale
Interaktion zu erleben.
Die Diagnose ADHS zu erhalten bedeutet noch nicht,
dass eine spezifische Behandlung erfolgen muss.
Manche Personen sind bereits zufrieden, wenn sie
eine Erklärung für ihre Symptome oder Probleme
haben, und können damit zukünftig besser umgehen.
Andere hingegen, die ausgeprägtere Probleme
haben, mit Auswirkungen auf verschiedene Lebensbereiche
wie Beruf oder Partnerschaft, werden eher
eine Behandlung wünschen und auch davon profitieren
können.
Die ADHS-Ther
Die ADHS-TherDie ADHS-Therapie
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basiert auf einem
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Ther
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apiekapiekonzept
onzeptonzept
Die ADHS-Therapie basiert also auf einem Konzept,
das verschiedene Elemente oder Bausteine enthält,
die je nach individueller Symptomatik, individuellen
Beeinträchtigungen und Wünschen, aber auch verfügbaren
Möglichkeiten zusammengesellt werden.
Dies wird auch multimodales Therapiekonzept
genannt.
Zu diesen Bausteinen gehören:
1. Beratung, Psychoedukation
2. medikamentöse Behandlung
3. Psychotherapie, störungsspezifische
Gruppentherapie, Coaching
[32]
4. Bezugspersonen einzubeziehen
5. Selbsthilfegruppen
6. ergänzende Therapie bei komorbiden Störungen
Beratung und Psychoedukation
Wichtig ist zunächst eine gründliche Information
und Beratung über ADHS, evtl. auch unter Einbeziehung
wichtiger Bezugspartner, und Besprechung
des weiteren Vorgehens. Eine Beratung allein, z. B.
wie der Alltag anders strukturiert werden kann,
bringt unter Umständen bereits Verbesserungen
mit sich.
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Aspekte der ADHS
Aspekte der ADHSAspekte der ADHS
Psychoedukation bedeutet eine ausführliche Information
über alle wichtigen Aspekte der ADHS, einschließlich
Diagnostik (Wie wurde ADHS bei mir
festgestellt?), Ätiologie mit Genetik einschließlich
neurobiologischer Konzepte (Woher kommt ADHS?),
Symptomatik mit Beeinträchtigungen (Was ist ADHS
überhaupt?) und Therapiemöglichkeiten (Wie wirken
die Medikamente, können sie auch schaden, was für
Nebenwirkungen haben sie, wie wirkt Psychotherapie?).
Individuelle Lebensbezüge werden hergestellt
(Welche Bedeutung hat ADHS für meine Biografie?),
und Bewältigungsstrategien (Wie kann ich meine
Ziele am besten umsetzen?) werden besprochen.
[33]
Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Unterstützung
der Selbstorganisation und emotionalen Entlastung.
Auch hier können Partner/Angehörige einbezogen
werden.
Medikamentöse Behandlung
Vielleicht wurde nach der Diagnosestellung und dem
ausführlichen Informationsgespräch über die Erkrankung
besprochen, dass eine medikamentöse
Behandlung erforderlich ist. Einer der Gründe hierfür
könnte sein, dass die Symptome besonders
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stark ausgeprägt sind und in mehreren Lebensbereichen
erhebliche Beeinträchtigungen bestehen.
Durch eine medikamentöse Behandlung können
häufig die Konzentration, die Ausdauer oder andere
bestehende Symptome verbessert werden.
Medikamente haben sich bisher in zahlreichen
Untersuchungen als wirksam zur Behandlung der
ADHS erwiesen. Möglicherweise sind diese Medikamente
im Kindes- und Jugendalter in ihrer Wirkung
ein wenig besser als bei Erwachsenen.
Weitere wissenschaftliche Untersuchungen werden
hierüber jedoch in Zukunft mehr Klarheit verschaffen.
[34]
Bislang sind in Deutschland die Medikamente zur
Behandlung von ADHS nur für die Behandlung von
Kindern und Jugendlichen zugelassen. Das bedeutet
jedoch nicht, dass der behandelnde Arzt diese
Medikamente nicht verschreiben kann. Er hat die
Möglichkeit, diese Medikamente mit einer Begründung
gegenüber der Krankenkasse (so genannter
„Off-Label-Verordnung“) zu verordnen. Voraussetzung
für die „Off-Label-Verordnung“ ist, dass
der Patient erhebliche Symptome zeigt, es keine
alternativen Behandlungsmöglichkeiten gibt und
Untersuchungen zur Wirksamkeit des entsprechenden
Medikaments vorliegen.
Einige der derzeit verfügbaren Medikamente zur
Behandlung von ADHS unterliegen dem Betäubungsmittelgesetz.
Dies bedeutet, dass die Verordnung
mittels eines besonderen Rezeptes erfolgen muss.
Diese unter das Betäubungsmittelgesetz fallenden
Medikamente werden auch „Psychostimulanzien“
genannt. Der bekannteste Wirkstoff ist das „Methylphenidat“.
Die genaue Wirkweise dieser Psychostimulanzien
ist bis heute nicht bekannt. Man geht
davon aus, dass Botenstoffe im Gehirn, die so genannten
Neurotransmitter (in diesem Fall das Dopamin
und auch das Noradrenalin), die in bestimmten
Hirnbereichen vorkommen und unter anderem die
Aufmerksamkeit und Impulskontrolle steuern, fehl
[35]
reguliert sind. Dieses vermutlich genetisch verursachte
Ungleichgewicht wird gebessert, indem bestimmte
Transporterproteine blockiert werden und
somit die Wirkung der Botenstoffe länger bestehen
bleiben kann.
Die Stimulanzien
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Die Stimulanzien wirken in der Regel fördernd auf
die Konzentration und vermindern Impulsivität und
Hyperaktivität. Viele Erwachsene schildern, dass sie
erstmals in ihrem Leben ein Buch zu Ende gelesen
haben, sich ruhig einer Aufgabe widmen konnten
oder den Schreibtisch aufgeräumt haben. Die Besserung
der Aufmerksamkeit lässt sich auch in testpsychologischen
Untersuchungen zeigen. In Verfahren,
die die Aufmerksamkeit erfassen, zeigte
sich bei erwachsenen Menschen mit ADHS eine
Verbesserung der Symptome unter der Behandlung
mit Stimulanzien im Vergleich zu Untersuchungen
ohne Medikamente.
Ein Argument, das häufig gegen die Behandlung mit
Stimulanzien verwendet wird, ist eine erhöhte
Suchtgefahr. Dafür gibt es jedoch keine Beweise. Im
Gegenteil: Untersuchungen an Jugendlichen haben
gezeigt, dass eine frühe Behandlung eher das Risiko
einer Suchterkrankung verringern kann.
Falls eine Abhängigkeit oder ein Missbrauch von
[36]
Drogen oder Alkohol vorliegt, sollte dies mit einem
Arzt besprochen werden. Er wird eine Behandlung
und nachfolgende Kontrolle über die Einhaltung der
Abstinenz einleiten. Vor dem Beginn einer Behandlung
müssen eine körperliche Untersuchung und
ein Laborscreening erfolgen, wobei u. a. auch die
Schilddrüsenhormone bestimmt werden. Gegen
eine Behandlung mit Methylphenidaten sprechen
z. B. eine Abhängigkeitserkrankung, Bluthochdruck,
Herzrhythmusstörungen, erhöhter Augeninnendruck
sowie ein Anfallsleiden. Auch schwangere
Frauen sollten das Medikament nicht einnehmen.
Der Arzt wird nach diesen Krankheiten fragen und
besprechen, ob eine sogenannte Kontraindikation
vorliegt.
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Wenn Methylphenidat eingenommen wird, stellt sich
nach ca. 30 Minuten eine Wirkung ein, die ungefähr
2 bis 4 Stunden anhält. Danach muss eine weitere
Tablette eingenommen werden, deren Wirkung
durch die Höhe der Dosis bestimmt wird. Der Arzt
wird mit einer niedrigen Dosis beginnen und schrittweise
erhöhen. Es wird also eine individuelle Dosierung
erfolgen, die, auf zwei oder drei Zeitpunkte
über den Tag verteilt, eingehalten werden muss.
Das Medikament ist in der Regel gut verträglich und
[37]
hat wenige Nebenwirkungen. Diese können z. B.
Appetitminderung, Schlafstörungen, Kopfdruck
oder Unruhe sein. Die Nebenwirkungen sind meist
gering und können sich nach ein paar Tagen bessern
oder treten gar nicht mehr auf.
Eine Weiterentwicklung des Methylphenidats, das
mehrmals am Tag eingenommen werden muss, ist
die so genannte Retard-Form. Diese retardierten
Präparate haben sich in Untersuchungen ebenfalls
als wirksam zur Behandlung von ADHS erwiesen.
Hierbei erfolgt nach ca. 1 bis 2 Stunden eine initiale
Freisetzung des Wirkstoffes, danach eine schrittweise.
Die Wirkungsdauer beträgt ca. 8 bis 12 Stunden.
Die Erfahrungen mit diesen Medikamenten
sind insgesamt gut.
Statt Methylphenidat wird bei Kindern auch der so
genannte Amphetaminsaft verordnet. Dieser muss
in der Apotheke hergestellt werden. Bei manchen
erwachsenen Personen, bei denen Methylphenidat
nicht ausreichend wirkt, kann dieser alternativ verordnet
werden.
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Einen weiteren Behandlungsansatz könnte ein
innovatives Medikament der Firma Lilly darstellen,
das seit Ende 2002 in den USA zur Behandlung der
ADHS bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen
zugelassen ist. In Deutschland ist es seit März 2005
[38]
erhältlich, allerdings ohne eine Zulassung für den
Beginn der Behandlung im Erwachsenenalter.
Dieses Medikament wirkt ebenfalls über eine
Regulierung der Neurotransmitter im Gehirn. Es
reguliert in erster Linie die Verfügbarkeit des Neurotransmitters
Noradrenalin und bewirkt, dass im
synaptischen Spalt mehr von diesem Botenstoff
durch eine so genannte Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmung
zur Verfügung steht.
Auch einige andere Medikamente, wie Antidepressiva,
wurden in Untersuchungen bei der Behandlung von
ADHS bei Erwachsenen eingesetzt. Diese Medikamente
spielen zur Behandlung der Kernsymptome
jedoch nur eine geringe Rolle, vielmehr können sie
begleitend bei zusätzlich bestehenden depressiven
Symptomen verordnet werden.
Psychotherapeutische
Strategien
Dr. med. Dipl.-Psych. Barbara Alm
Verschiedene Arten der Psychotherapie können sinnvoll
sein, um die Kernsymptome oder die Sekundärfolgen
von ADHS zu behandeln. Im Zentrum der Behandlung
kann eine Verhaltenstherapie stehen, einzeln
oder in einer Gruppe angewandt. Bisher gibt es
nur wenige wissenschaftliche Untersuchungen über
die Wirksamkeit von Psychotherapie bei ADHS.
In einer Verhaltenstherapie werden problematische
Verhaltensweisen identifiziert, besprochen und alternative
Strategien eingeübt. Zuerst wird der Therapeut
sehr viele Vorgaben machen und ausführlich
[39]
besprechen, wie Verhalten und Gefühle geändert
werden können. Ziel soll im Verlauf der Therapie
sein, Selbstkontrolle über diese störenden Symptome
zu erlangen und im Rahmen eines „Selbstmanagements“
selbstständig alternative Pläne und
Strategien zu entwickeln. Dies ist nicht immer ganz
einfach, sondern erfordert oft regelmäßiges Üben.
Häufig werden jedoch mit der Zeit sehr gute Erfolge
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erzielt. Die Psychotherapie hilft also, Probleme und
Schwierigkeiten besser zu verstehen und zu bewältigen.
Das Selbstwertgefühl kann sich in der Folge
deutlich verbessern, und die Energie, Kreativität
und Neugier, die viele Menschen mit ADHS haben,
kann sich in vielen Bereichen des alltäglichen Lebens,
einschließlich Beziehungen, positiv auswirken.
In einer Therapie kann auch reflektiert werden, was
ADHS für die Biographie des Einzelnen bedeutet
und was es zukünftig bedeuten kann. Hier kommen
vielleicht Ärger, Frustration und auch Traurigkeit
über das Versagen, die Selbstwertzweifel, die ständige
Kritik der Umwelt oder auch die vermissten
Gelegenheiten zur Sprache.
Die Psychotherapie kann des Weiteren in einer Gruppe
durchgeführt werden. An der Freiburger Universitätsklinik
wurde ein Gruppenprogramm für erwachsene
ADHS-Patienten entwickelt und bisher
mit sehr gutem Erfolg durchgeführt. Das Programm
[40]
hat verschiedene Module, die zum einen eine ausführliche
Psychoedukation über alle wichtigen Aspekte
von ADHS beinhaltet, u. a. Symptomatik, Neurobiologie,
Medikamente oder Substanzmissbrauch.
Zum anderen werden Verhaltensstrategien unter
Verwendung von Hausaufgaben für wichtige, ADHS-
relevante Bereiche besprochen und eingeübt: Alltagsstrukturierung,
Organisationsplanung, Achtsamkeitsübungen,
Emotionsregulation, Impulskontrolle
und Stressmanagement. Bisher vorliegende
Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass es den Teilnehmern
nach Abschluss der Therapie besser gelingt,
die ADHS-Symptome zu akzeptieren und
durch die erlernten Strategien auch besser damit
umzugehen.
Das so genannte Coaching stellt eine weitere Möglichkeit,
ADHS-Symptome zu behandeln, dar. Ein
Coach kann z. B. mit einem Trainer beim Sport verglichen
werden, der eine Person begleitet und die
Frage stellt, was diese Person zur Problembewältigung
benötigt. Er schaut sich an, welche Fertigkei
[41]
ten vorliegen und wie diese optimal eingesetzt werden
können. Dadurch lassen sich die eigenen Handlungsspielräume
erweitern.
Ein Coach ist dabei behilflich, den derzeitigen Standort
zu bestimmen, wohin sich der Betroffene verändern
möchte und wie dies funktionieren kann. Ein
Coach kann der Therapeut selbst sein, aber auch
beispielsweise ein Freund.
Für weitere Informationen und den Austausch mit
anderen Betroffenen, entweder begleitend zu einer
Therapie oder im Anschluss daran, ist auch der
Besuch einer Selbsthilfegruppe zu empfehlen. Hier
kann sich jeder praktische Tipps holen oder sich
einfach mit anderen Gleichgesinnten austauschen
und vielleicht auch von anderen Erfahrungen profitieren.
Der Besuch einer
Der Besuch einerDer Besuch einer
Selbs
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Bei allen vorher genannten Verfahren kann der behandelnde
Arzt oder Therapeut während der Behandlung
wichtige Bezugspersonen/Partner in die
Behandlung einbeziehen. Dies ist sehr wichtig. Zum
einen, damit diese Personen die ADHS-Symptome
kennen, zum anderen, um Strategien im Umgang
damit kennen zu lernen. Denn nur wenn das direkte
soziale Umfeld weiß, wie es Erwachsenen mit ADHS
geht und wie sie damit umgehen können, werden
langfristige Konflikte vermieden. Auch hier gilt:
Information ist der erste Schritt, um mögliche
Konflikte zu minimieren und ein gegenseitiges
Verständnis zu erlangen.
[43]
Darüber hinaus ist ein weiterer Schritt in der Behandlung
zu besprechen: „Wie soll mit Begleiterkrankungen
umgegangen werden?“ Es kann sein,
dass zuerst die Begleiterkrankung (z. B. bei Abhängigkeitserkrankungen)
behandelt wird und dann
erst die ADHS–Symptomatik, oder aber auch, dass
beides gleichzeitig behandelt wird (z. B. bei einer
Angststörung). Häufig wird zunächst das schwerwiegendere
Problem zuerst behandelt.
ADHS bei Erwachsenen aus
Sicht der Krankenkassen
Dr. med. Sabine Krämer
In der Regel erhalten ADHS-Patienten, die sich bei
ihrer gesetzlichen Krankenkasse über die Kostenübernahme
hinsichtlich der Medikamente informieren,
die Auskunft, dass die Kasse alle verschriebenen
Medikamente bezahlt. Dies ist insofern richtig,
als der Versicherte bei Vorlage eines Kassenrezepts
in der Apotheke problemlos das verordnete Medikament
erhält. Nicht bekannt ist allerdings den meisten
Versicherten das Risiko, das ihr behandelnder
Arzt bei der Ausstellung eines Kassenrezeptes, z. B.
bei Methylphenidaten, trägt.
Verordnen niedergelassene Ärzte Medikamente, die
für den entsprechenden Anwendungsbereich (z. B.
die Behandlung von ADHS bei Erwachsenen) nicht
zugelassen sind (so genannte „Off-Label-Verordnung“),
müssen sie damit rechnen, dass die Krankenkassenverbände
Antrag auf „Feststellung eines sonstigen
Schadens“ stellen. Konkret bedeutet dies,
dass der verordnende Arzt mit Schadensersatzfor
[44]
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werden soll, die Kosten der Medikamente seiner
Patienten im Nachhinein aus eigener Tasche der
Krankenkasse zurückzuzahlen.
Zur medikamentösen Behandlung der ADHS stehen
Stimulanzien, in erster Linie der Wirkstoff Methylphenidat,
zur Verfügung sowie Substanzen, die die
Verfügbarkeit des Botenstoffes Noradrenalin im
Gehirn erhöhen. Zu den letzteren gehört ein innovatives
Medikament der Firma Lilly.
Dieser so genannte hochselektive Noradrenalin-
Wiederaufnahmehemmer ist seit Ende 2002 in den
USA zur Behandlung von ADHS im Kindes- und
Jugendalter und im Erwachsenenalter zugelassen.
In Deutschland ist er seit März 2005 erhältlich,
allerdings ohne eine Zulassung für den Beginn der
Behandlung im Erwachsenenalter. Methylphenidat
ist zugelassen zur Anwendung bei ADHS im Kindesund
Jugend-, jedoch nicht im Erwachsenenalter. Die
Altersbeschränkung ergibt sich daraus, dass zum
Zeitpunkt der Zulassung „ADHS bei Erwachsenen“
noch relativ unbekannt war und keine entsprechenden
Forschungsergebnisse vorlagen. Es handelt
sich also bei der Verschreibung bei Erwachsenen
um eine „Off-Label-Verordnung“.
Vom Bundessozialgericht (BSG) wurde festgelegt, dass
eine Verordnung von Medikamenten außerhalb des
Zulassungsbereichs zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung
möglich ist, und zwar dann, wenn:
[45]
•
eine lebensbedrohende oder die Lebensqualität
auf Dauer nachhaltig beeinträchtigende
Erkrankung behandelt werden muss,
•
keine andere Behandlungsmöglichkeit
vorhanden ist und
•
die begründete Aussicht besteht, mit dem
Präparat einen Behandlungserfolg zu erzielen.
Einzelne Medizinische
Einzelne MedizinischeEinzelne Medizinische
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uut
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Obwohl es unstrittig ist, dass eine ausgeprägte ADHS
ein ganz erhebliches psychisches Leiden für den
Patienten verursacht und seinen persönlichen Lebensweg
oftmals gravierend beeinträchtigt, fordern
zumindest einzelne Medizinische Dienste der Krankenkassen
(MDK) ein ausführliches Gutachten in
jedem Einzelfall, in dem die Beeinträchtigung der
Lebensqualität belegt werden soll. Auch wenn der
Arzt ein solches Gutachten erstellt, ist es nicht selten,
dass der MDK sich über die wissenschaftliche
Datenlage zur Wirksamkeit des Medikaments hinwegsetzt
und seine Anwendung für „sozialmedizinisch
nicht vertretbar“ erklärt.
Die betroffenen Patienten stehen dann vor dem Dilemma,
dass zur Behandlung ihrer Krankheit hochwirksame
und gut verträgliche Medikamente zur
Verfügung stehen, diese aber nicht zu Lasten der
gesetzlichen Versicherung verordnet werden dürfen.
Der behandelnde Arzt steht vor dem Dilemma, zu
[46]
wissen, dass er seinem Patienten höchstwahrscheinlich
gut helfen könnte, ihm aber seitens der
Krankenkasse die Hände gebunden sind. Es steht
zu hoffen, dass diese missliche Situation bald beendet
wird – sei es durch die Zulassung der Präparate
auch für das Erwachsenenalter oder durch ein
„Einsehen“ der gesetzlichen Krankenkassen.
Wie kann ich mir im Alltag
selbst helfen?
Dr. med. Dipl.-Psych. Barbara Alm
Der erste Schritt ist, dass Erwachsene mit ADHS
„ihr Chaos im Kopf“ verstehen lernen. Die Verarbeitung
von Informationen im Gehirn verläuft
nicht optimal, wodurch die Betroffenen ablenkbar,
unaufmerksam und vielleicht auch impulsiv sind.
Um optimale Ergebnisse zu erreichen, müssen sich
Personen mit ADHS in vielen Lebensbereichen
mehr anstrengen als andere.
Was können Sie selbst tun?
•
Zerlegen Sie eine Aufgabe in kleine Schritte. Ihre
Aufmerksamkeitsspanne ist kürzer als die von
anderen Personen. Deshalb ist es wichtig, das
Prinzip der kleinen Schritte anzuwenden. Setzen
Sie Prioritäten!
•
Schreiben Sie wichtige Dinge auf eine Karteikarte
oder einen Klebezettel und hängen Sie
diese z. B. an den Spiegel in Ihrem Badezimmer.
•
Sie sollten Ihren Arbeitsplatz/Schreibtisch übersichtlich
organisieren. Alles sollte so organisiert
[47]
sein, dass Sie nicht lange suchen müssen.
Ablagekästen oder Ordner können hier hilfreich
sein, Karteikarten, auch mit unterschiedlichen
Farben, erleichtern die Organisation.
•
Termine oder notwendige Erledigungen sollten
Sie sofort aufschreiben. Ein Terminplaner ist
dafür ein wichtiges Hilfsmittel, oder benutzen
Sie einen PC/elektronischen Terminplaner. Textmarker
in verschiedenen Farben können ebenfalls
hilfreich sein.
•
Halten Sie für bestimmte Aktivitäten feste Zeiten
ein. Etablieren Sie Rituale für wichtige persönliche
Bereiche, z. B. Einkaufen oder Sport, an bestimmten
Tagen und zu festen Zeiten. Sport ist
eine sehr wichtige Aktivität zum Spannungsabbau
und zur Stimmungsstabilisierung.
•
Planen Sie im Voraus.
•
Schieben Sie nichts auf (übrigens eines der
wesentlichsten ADHS-Probleme). Wenn Sie
Dinge gleich erledigen, werden Sie sich vermutlich
viel besser fühlen.
•
Sorgen Sie dafür, dass Arbeit/Pflichten und
Entspannung ausgewogen sind.
•
Wenn Ihre Stimmung mal wieder schwankt,
akzeptieren Sie es. Sie wissen, dass dieser Zustand
vorübergeht. Auch das Grübeln darüber
hilft nichts.
•
Wichtige Bezugspartner, egal ob im Freundeskreis
oder am Arbeitsplatz, sollten informiert
werden. Informieren Sie Ihren Gesprächspartner,
wenn Sie merken, dass Sie nicht aufmerksam
genug sind und die Kommunikation/Beziehung
vielleicht darunter leiden könnte.
•
Belohnen Sie sich für Erfolge, auch für die kleinen.
Unternehmen Sie auch Dinge, die Ihnen und
[48]
Ihren Partnern/Freunden Spaß bereiten.
•
Wenn Ihnen all das nicht sofort und immer
gelingt, nutzen Sie Ihre Ressourcen, Energie und
Kreativität.
Und wenn Ihnen dies alles nicht gelingt, ärgern Sie
sich nicht – versuchen Sie es einfach noch einmal.
[49]
Wo kann ich mehr zu
ADHS erfahren?
Wenn Sie sich vertieft über ADHS informieren
möchten oder Kontakt zu anderen von ADHS-Betroffenen
aufnehmen möchten, so empfehlen wir
Ihnen folgende Literatur bzw. Anlaufstellen:
Literatur
ADHS im Erwachsenenalter
von Johanna Krause und Klaus-Henning Krause,
Schattauer, F. K. Verlag, 2005
ADS – Das Erwachsenen-Buch
von Dieter Claus, Elisabeth Aust-Claus und
Petra-Marina Hammer, Oberstebrink Verlag, 2002
Zwanghaft zerstreut:
ADS – die Unfähigkeit, aufmerksam zu sein
von Edward M. Hallowell und John J. Ratey,
Rowohlt Taschenbuch Verlag, 1999
Selbsthilfegruppen
BV AH
Bundesverband Aufmerksamkeitsstörungen/Hyperaktivität e.V.
Postfach 60 · 91291 Forchheim
Telefon 09191 704260 · Fax 09191 34874
BV AÜK
Bundesverband Arbeitskreis überaktives Kind e.V.
Postfach 41 07 24 · 12117 Berlin
Telefon 030 85605902 · Fax 030 85605970
[50]
ADS e.V.
Elterninitiative zur Förderung von Kindern, Jugendlichen und
Erwachsenen mit AufmerksamkeitsDefizitSyndrom (ADS) mit/
ohne Hyperaktivität
Im Tiefentobel 28 · Postfach 11 65 · 73055 Ebersbach
Telefon 07161 920225 · Fax 07161 920226
www.ads-ev.de · geschaeftsstelle@ads-ev.de
Juvemus
Vereinigung zur Förderung von Kindern und Erwachsenen mit
Teilleistungsschwächen e.V.
Obergraben 25 · 56567 Neuwied
Telefon 02631 54641
Ehrenamtliche AD(H)S - Beratungs- und
Kontaktstelle Berlin
Cornelia Wright
c/o Nachbarschaftsheim Schöneberg
Holsteinische Str. 30 · 12161 Berlin – Friedenau
Telefon 030 85 99 51 -30, -33 (+AB)
adhs-beratung.cw-berlin@web.de
Eltern/Erwachsenengruppe
ADS-Hyperaktivität Frankfurt/Main
Ligusterweg 32 · 60433 Frankfurt
Telefon 069 540822 · Fax 069 791212732
Internet
ADHS im Erwachsenenalter – Leitlinie der
Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie,
Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN)
[51]
Gibt es kritische Fragen
zu ADHS?
Prof. Dr. med. Michael Rösler
Manchmal stößt man auf die Meinung, dass Störungen
der Aufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität
den meisten Menschen vertraute Phänomene
seien und deswegen weniger von einer medizinischen
Krankheit als von allgemeinen Eigenschaften,
die bisweilen als störend erlebt werden, gesprochen
werden sollte.
Andere bestreiten generell, dass es überhaupt ADHS
gibt, und vertreten die Auffassung, dass die modernen
Industriegesellschaften mit ihren speziellen Lebensbedingungen
für dieses Verhalten verantwortlich
seien.
Es ist in diesem Kontext wichtig, sich zu vergegenwärtigen,
dass hier nicht jene Aufmerksamkeitsmängel
gemeint sind, die jeder Mensch kennt, z. B.
wenn er müde ist und sich nicht mehr konzentrieren
kann. Es geht auch nicht um Unruhe und Zappeligkeit
in spezifischen Belastungssituationen.
Die ADHS is
Die ADHS isDie ADHS ist v
t vt von der
on deron der
W
WWeltgesundheits-
eltgesundheits-eltgesundheits-
or
ororganisation (WHO) als
ganisation (WHO) alsganisation (WHO) als
Kr
KrKrankheit anerkannt
ankheit anerkanntankheit anerkannt
Vielmehr handelt es sich gerade nicht um situationsbezogene,
sondern um seit der Kindheit bestehende
und überdauernde Störungen der Aufmerksamkeit
mit Hyperaktivität und Impulsivität, die sich
[52]
durchgängig in vielen Lebensbereichen manifestieren.
Diese Störungen erweisen sich gegenüber
äußeren Einwirkungen regelmäßig als wenig veränderlich.
Die ADHS ist von der Weltgesundheitsorganisation
(WHO) als Krankheit anerkannt und in ihrem Diagnosensystem
ICD-10, das in unserem Land von
allen Ärzten verwendet wird, als diagnostische
Kategorie enthalten. Im Übrigen erfüllt die ADHS
alle Kriterien, die für die Anerkennung als Krankheit
notwendig sind. ADHS ist durch verschiedene
Kriterien verbindlich definiert. Man weiß, dass ADHS
weltweit auftritt und in allen sozialen Schichten beobachtet
werden kann.
Eine genetische Verursachung gilt heute als gesichert.
Eine Fehlregulierung der Hirnbotenstoffe, Abweichungen
in der Struktur des Gehirnes und in seinen
Funktionen zeigen die biologische Verankerung der
Erkrankung an. Ein weiterer wichtiger Gesichtspunkt
ist die Verfügbarkeit effizienter Therapieverfahren.
Damit erfüllt die ADHS alle Bedingungen,
die bei medizinischen Krankheiten hinsichtlich
Diagnose, Häufigkeit, Verursachung und Behandlung
erfüllt sein müssen.
Im Vergleich zu anderen psychischen Krankheiten
wie z. B. Depressionen, Schizophrenien etc. ist der
Wissensstand über die Erkrankung hoch einzuschätzen.
[53]
Literatur
Faraone SV (2004) Etiology and Pathophysiology of
Adult Attention-Deficit/Hyperactivity Disorder.
Primary Psychiatry 11: 28-40
Retz-Junginger P, Retz W, Blocher D, Stieglitz RD,
Supprian T, Wender PH, Rösler M (2003)
Reliabilität und Validität der Wender Utah Rating
Scale Kurzform. Nervenarzt 74: 987-993
Rösler M, Retz-Junginger P et al. (2007)
Instrumente zur ADHS Diagnose bei Erwachsenen.
Hogrefe Göttingen (in Vorbereitung)
Rösler M, Retz W, Retz-Junginger P, et al. (2004)
Instrumente zur Diagnostik der Aufmerksamkeits-/
Hyperaktivitätsstörung im Erwachsenenalter:
Selbstbeurteilungsskala (ADHS-SB) und Diagnose
Checkliste (ADHS-DC). Nervenarzt 75: 889-895
Wender PH (1995) Attention Deficit-/Hyperactivity
Disorder in Adults. Oxford New York
[54]
Lilly Deutschland GmbH
Werner-Reimers-Straße 2-4
61352 Bad Homburg
Stand 01/07 ·
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